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Studie
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Abhängig oder aufeinander angewiesen? Eine Neubewertung der Wirtschaftsbeziehungen der EU mit China

China und die EU sind wirtschaftlich eng miteinander verflochten: Im vergangenen Jahr erreichte das beiderseitige Handelsvolumen 560 Milliarden Euro - acht Mal so viel wie im Jahr 2000. In Europa besteht die Sorge, dass eine zu große wirtschaftliche Abhängigkeit auch politische Risiken birgt. Zugleich verstärkt China sein Streben nach größerer wirtschaftlicher und technologischer Eigenständigkeit, was sich langfristig negativ auf die Wirtschaft in der EU niederschlagen könnte.

MERICS Chefökonom Max J. Zenglein hat die gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeit der EU und Chinas genauer untersucht. Im neuen MERICS China Monitor „Abhängig oder aufeinander angewiesen? Eine Neubewertung der Wirtschaftsbeziehungen der EU mit China“ (in englischer Sprache) schlüsselt er Abhängigkeiten in verschiedenen Branchen und Produktgruppen auf. Sein Fazit: Die Wahrnehmung, Europa sei in kritischer Weise abhängig von China, ist überzogen.

Zentrale Befunde und Schlussfolgerungen

  • Chinas rasante Entwicklung und seine Rolle als treibende Kraft der Globalisierung haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu engen wirtschaftlichen Verflechtungen mit der EU geführt. Zwischen 2000 und 2019 hat sich das bilaterale Handelsvolumen nahezu verachtfacht, 2019 belief es sich auf 560 Milliarden Euro.
  • China ist nach den USA heute der zweitwichtigste Handelspartner der EU. Günstige Konsumgüter aus China tragen auch dazu bei, dass europäische Konsumenten mehr Einkommen verfügbar haben. Die wachsende Nachfrage nach europäischen Produkten hat China zu einer wichtigen Exportdestination gemacht.
  • Chinas Innovationskraft und dynamischer Markt beeinflussen Entscheidungen in europäischen Unternehmen. Insgesamt bleibt deren Abhängigkeit vom chinesischen Markt jedoch beschränkt. Europa und die USA sind als Märkte genauso wichtig, wenn nicht noch bedeutsamer.
  • Eine Stichprobe von 25 europäischen Unternehmen aus unterschiedlichen Mitgliedsstaaten erlaubt Rückschlüsse über die Abhängigkeit von Unternehmen vom chinesischen Markt: 2019 erwirtschafteten die Unternehmen durchschnittlich 11,2 Prozent ihres Umsatzes in der Volksrepublik.
  • Die Covid-19-Pandemie hat die gegenseitigen wirtschaftlichen Abhängigkeiten sichtbar gemacht. Europa weist bei Pharma-, Chemie- und Elektronikprodukten eine kritische Abhängigkeit von China auf, insbesondere bei Komponenten im unteren Bereich der Wertschöpfungskette.
  • In 103 Produktkategorien, darunter Elektronik, Chemie, Minerale/Metalle und Arzneimittel/Medizin, besteht eine kritische Abhängigkeit von Importen aus China.
  • Auch in den Bereichen Handel und Investitionen spielen chinesische Unternehmen, vor allem im Vergleich mit den USA, weiterhin eine relative geringe Rolle.
  • Die Abhängigkeit ist beidseitig: Auch China würde unter schlechteren Beziehungen mit der EU leiden, die zu den größten ausländischen Investoren zählt und damit zahlreiche Arbeitsplätze schafft. Zudem ist die EU für China ein wichtiger Markt und eine Quelle von dringend benötigtem technologischen Know-how.
  • Angesichts wachsender politischer Divergenzen und wirtschaftlicher Konkurrenz müssen europäische Akteure Abhängigkeit, Schwächen und Stärken im Verhältnis zu China realistisch bewerten, um zwischen China als Wettbewerber und Kooperationspartner zu balancieren.
  • Beijing ist zunehmend in der Lage ist, wirtschaftlichen Zwang auf europäische Akteure auszuüben. Bislang blieb es jedoch meist bei Drohungen. Die chinesische Führung geht selektiv und pragmatisch vor und ist darauf bedacht, sich durch Druckausübung nicht selbst zu schwächen.
  • Die EU sollte sich in ihrer China-Politik nicht von überzogenen Ängsten vor der eigenen Verletzlichkeit leiten lassen, sondern auf ihre Stärken besinnen.
  • Es ist im Interesse Chinas und der EU, gegenseitige Abhängigkeiten bis zu einem bestimmten Grad aufrechtzuerhalten. Starke Verflechtungen können zwar zu politischen Zwecken ausgenutzt werden, aber oft auch Eskalation verhindern helfen. 

Diese Studie wurde von der Ford Foundation gefördert und ist unter der „Creative Commons Attribution 4.0 International License“ lizensiert.

Sie können die vollständige Studie in englischer Sprache hier online lesen oder als PDF herunterladen:

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